Sicherheit in München
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5. „Es verunsichert mich, wenn ich am Bahnhof ankomme und auf dem Weg zum Stadion so viele Sicherheitskräfte sehe“

21.02.2017 um 00:00 Uhr

Die hier aufgezeigten Sicherheitsvorkehrungen scheinen ihr Ziel zu erreichen. Laut dem Fanprojekt München war der Fußball noch nie so sicher wie heute. Doch nicht wenige Fans und Besucher_innen von Spielen fühlen sich durch die vielen Maßnahmen gegängelt: So sorgte das Verbauen von Sitz- statt Stehplätzen in der Fankurve der Allianz Arena bei den Fans, vor allem bei den Ultras für Unmut. Stehplätze sind für das Anfeuern und die Stimmung wichtig. Deshalb gibt es jetzt Klappsitze.

Viele Besucher_innen erzählten mir an Spieltagen, dass sie sich oft nicht wohl fühlen, wenn sie am Bahnhof ankommen und das starke Polizeiaufkommen beobachten. Die Polizeipräsenz und vielen Sicherheitskräfte lösen (auch) Unbehagen aus.

An den Stadien selbst sorgt die Trennung von Frauen und Männern an den Eingängen für Unsicherheit, da sich Familien kurze Zeit trennen mussten und sich im Gedränge nicht sofort wiederfanden. Auch das Verbot im Gästeblock Getränke und Speisen mit hinein zu nehmen, wird oft mit Unverständnis betrachtet: „Ich kann es schon irgendwie verstehen, dass man die Becher eventuell auch werfen könnte, aber für mich ist es unangenehm und teilweise gefährlich wenn ich in 90 Minuten nichts trinken kann, da man in der Pause in 15 Minuten bei dem Gedränge auch nichts erwischt,“ erzählt mir ein Stadionbesucher.

Keiner der Befragten und Interviewpartner_innen hatte jemals bei Spieltagen in München ein Gefühl von Unsicherheit durch Ausschreitungen, andere Fans, oder beispielsweise Massenpaniken erlebt.
Allerdings zeigen auch Vorfälle wie gerade in Dortmund beim Spiel gegen Leipzig das am 04.02.2016 stattfand, dass diese Sicherheitsvorkehrungen manchmal vielleicht doch notwendig sind. Wie die Bild am 16.02.2016 berichtete entlud sich „der Hass von rund 400 Ultras […] schon vor dem Spiel. Durch Stein- und Dosenwürfe wurden vier Polizist_innen, ein Polizeihund und […] zehn Leipziger verletzt.“iii Ein Leipziger Familienvater berichtete der Bildzeitung vom 16.02.2016, dass es keine Fan-Trennung beim Weg zum Dortmunder Stadion gab und seine Familie deshalb geschubst und mit Gegenständen beworfen wurde. Dieser Vorfall zeigt erneut, dass eine Fantrennung durchaus sinnvoll ist und solche Eskalationen verhindern kann.

Trotz dieses Vorfalls stellte sich bei der Forschung in München heraus, dass der einzige Unsicherheitsfaktor, der immer wieder genannt wurde, für Viele die zu „übertriebenen“ Sicherheitsmaßnahmen sind.

Das ist ein Problem für die Verantwortlichen, die deshalb die Kommunikation mit allen Beteiligten anstreben und so ein Sicherheitskonzept entwickeln sollten, das für jeden zufriedenstellend ist und die Besucher_innen der Stadt und der Stadien nicht verunsichert. Denn wenn zu hohe Sicherheitsmaßnahmen eher Unsicherheit als Sicherheit verursachen, verhindert dies doch die Grundlage des Besuchs eines Fußballspiels – die kollektive Unterstützung ihres Vereins!

Theresa Buchta

(Weitere Literatur zum Thema gibts hier...)