3. „Aufsuchende, lebensweltorientierte Jugendsozialarbeit“: Das Fanprojekt München und der Ticket-Vorverkauf als weitere Präventionsmaßnahme
21.02.2017
Schon beim Bau von Stadien wird auf die aktuellsten Sicherheitsvorkehrungen geachtet. Diese baulichen Maßnahmen sind nicht die einzigen Mittel der Prävention, die vorgenommen werden können. Auch in Bezug auf die Fans und Besucher kann im Vorfeld viel erreicht werden. So gibt es in jeder Stadt ein „Fanprojekt“, das sich um die Betreuung der Fans kümmert und auch beim Ticketverkauf gibt es Sicherheitsmaßnahmen, die ergriffen werden können.
Bei jedem Heimspiel des FC Bayern und des TSV 1860 München ist er ein „hochfrequentierter Anlaufpunkt der Ultras, aber auch anderer Fans“i: der Streetwork-Bus des Fanprojekts München. Er wird dann vor den beiden Stadien aufgestellt. Dies ist ein beliebter Treffpunkt der Fans vor jedem Spiel. Es wird sich unterhalten und es werden Kontakte geknüpft. Hier bekommt jede(r) einen Rat und Hilfe, wenn sie/er danach fragt.
Infobox 4: Fanprojekt München
Wer sich noch näher mit dem Fanprojekt München beschäftigen möchte, kann hier die Website besuchen: https://www.awo-muenchen.de/jugend/fanprojekt-muenchen/ueber-uns/
Das Fanprojekt München, das „vom Freistaat Bayern, der Landeshauptstadt München und der Deutschen Fußball Liga sowie dem Deutschen Fußballbund finanziert wird“, begleitet die (jugendliche) Fanszene bei jedem Heim- und Auswärtsspiel.ii Ihre Hauptklientel besteht vor allem aus Ultras.iii Dem Fanprojekt geht es darum, Angebote für die Fans zu schaffen, die Lebenswelt der Ultras kennenzulernen und eine Vertrauensbasis zu schaffen.iv
Die Sozialarbeiter_innen des Fanprojekts mischen sich je nach eigenem Ermessen auch ein, wenn sie feststellen, dass brenzlige Situationen entstehen, wie beispielsweise beim Aufeinandertreffen gegnerischer Fangruppen. Zusätzlich sorgt das Fanprojekt für Mitbestimmung und repräsentiert die Meinung der Fans gegenüber Vereinen, Medien und Sicherheitsbehörden. Auch die Klarstellung und Gegendarstellung von in den Medien falsch dargestellten Situationen gehört deshalb zu den Aufgaben des Fanprojektes. Doch nicht nur das Fanprojekt arbeitet präventiv in Sachen Fanbetreuung und Sicherheit. Auch andere Maßnahmen werden vor einem Spieltag ergriffen:
Beim Kartenkauf beispielsweise spielt das Thema Sicherheit ebenfalls eine Rolle. Der DFB kann die Ticketverkäufe für Steh- und Sitzplätze begrenzen, um beispielsweise weniger Gästefans in das Stadion zu lassen und so die Polizei zu entlasten. Beim Regionalligaderby 2016 konnten z.B. nur Vereinsmitglieder und Dauerkartenbesitzer beim TSV 1860 München Karten online bestellen. Beim FC Bayern München konnte man nur persönlich Karten erwerben. Diese Einschränkungen beim Ticketkauf, sollen verhindern, dass auffällige, oder mögliche unsichere Personen, in dem Fall Fans des jeweiligen anderen Vereins, an die falschen Karten kommen.
omit wird eine strikte Trennung der gegnerischen Fans erreicht. Bei Spielen des TSV 1860 München gegen den VFL Bochum, die immer als Hochrisikospiel eingestuft werden, liegt die Brisanz in der Freundschaft zwischen den Fans des VFL Bochum und des FC Bayern München. So kann es vorkommen, dass sich auch Fans der Bayern mit im Bochumer Gästeblock befinden und sich gemeinsam gegen 1860 verbünden.
Theresa Buchta
Literatur
i Interview Fanprojekt München mit dem Leiter Jochen Kaufmann und Thomas Emmes, Betreuer der Fans des FC Bayern München, geführt am 06.09.2016. (weiterlesen...)
ii Vgl. Interview Fanprojekt München. (weiterlesen...)
iii Vgl. Interview Fanprojekt München. (weiterlesen...)
iv Vgl. Interview Fanprojekt München. (weiterlesen...)