Sicherheit in München
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Fazit: „Nicht jeder darf hier reinkommen“ – stadträumliche und gesellschaftliche Konsequenzen

Präventive Sicherheitsmaßnahmen – das wollen alle von mir interviewten Bewohner_innen von abgesicherten Wohnanlagen: „Ich finde das mit dem Concierge und den Kameras schon echt gut“ und: „Ich will sichere Einlasskontrollen hier“, meinen die studiomuc-Bewohner_innen Miriam und Jana. „Nicht jeder darf hier reinkommen“, sagt der Bewohner Armin. Und auch laut Constanze Regner, der Mitarbeiterin der Baugesellschaft artform GmbH, „soll ganz klar nicht jede Person dann hier einfach rein- und durchlaufen können – das geht einfach nicht jeden was an, wer hier wie wohnt“. Ob sich das individuelle Sicherheitsgefühl durch solche präventiven Sicherheitsmaßnahmen aber tatsächlich verändert oder verbessert, lässt sich aus den Aussagen der interviewten Bewohner_innen kaum ablesen – Miriam stellt fest, dass sie sich in ihrer abgesicherten Wohnanlage „schon sicherer“ fühlt, aber dass das gleichzeitig im öffentlichen Stadtraum Münchens aufgrund der vielen Terroranschläge und Amokläufe der letzten Zeit nicht unbedingt so sei.

Präventive Sicherheitsmaßnahmen haben aber noch einen ganz anderen Effekt, als das Sicherheitsgefühl zu stärken: Das Paket aus überästhetisierter und vermeintlich identitätsstiftender, distinguierter Architektur, Concierge, Überwachungskameras und Videogegensprechanlagen führt vor allem dazu, dass sich die Bewohner_innen und Besucher_innen der Anlagen diszipliniert und angepasst verhalten. Die Verhaltensregeln und Verbote sind prägend für sie und sie schreiben sich in soziale Verhaltensweisen und in das Wissen der Raum-Nutzer_innen über diese Räume ein. In diesem Sinne funktioniert die Identitätsstiftung durch die Bauweise und die Technik. Dies wird auch klar, wenn der Head-Concierge Michael Seifert sagt, die Hausverwaltung und der Concierge-Dienst vertrauten bei der Absicherung der Wohnanlage auch auf die

„Mitarbeit der Bewohner – dass die zum Beispiel am Aufzug und auf den Gängen sehen, ok wer will hier mit mir hochfahren, wer hält sich hier auf, kenn' ich die Personen, wie verhalten die sich so … und dann gegebenenfalls auch uns anrufen, falls wir das nicht bemerkt haben, damit wir schnell reagieren können.“

Durch räumliche Abgrenzung und In- und Exklusionen entstehen und verstärken sich urbane ‚Klassenkämpfe‘ und ihre Machtverhältnisse. Schließlich richten sich die Einlasskontrollen in den abgesicherten Wohnanlagen vor allem gegen bestimmte (Rand-)Gruppen wie „randalierende Jugendliche“, „Obdachlose und Bettlerbanden“. Diese werden dadurch immer weiter stereotypisiert, kriminalisiert sowie räumlich und sozial weiter an den Rand gedrängt. Sozial ausgegrenzte, finanzschwächere bis quasi mittellose Menschen – vor allem der unteren und oberen Altersklassen – werden so zu ‚unsicheren‘ Subjekten gemacht.

Anne Dietrich

(Weitere Literatur zum Thema gibts hier...)