Die sichere Lieferkette
„Unter dem Begriff ‚sichere Lieferkette’ sind alle Akteure und Maßnahmen zu verstehen, die mit dem Versand von Luftfracht unter Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsanforderungen (Verordnung (EG) Nr. 300/2008 und deren Durchführungsvorschriften) in Verbindung stehen. Letztlich dürfen Luftfahrtunternehmen ihre Luftfahrzeuge nur mit Fracht beladen, die als ‚sicher’ eingestuft wurde.“1
Zu den wichtigsten Akteuren die die ‚sichere Lieferkette’ verantworten, zählen Spediteure sowie die Fluggesellschaften.2
Walter Fischer3 von der Spedition LogFreight erklärt das System:
„Entweder der Absender erklärt sich zum bekannten Versender, dann ist die Ware von Haus aus sicher, der Absender wird aber, wenn er sich zum Bekannten Versender erklärt vom Luftfahrtbundesamt auditiert. Oder die andere Kundenhälfte, die liefert die Fracht unsicher bei uns an und wir müssen dafür sorgen, dass die Fracht sicher ins Flugzeug geht. Also durch die Röntgengeräte. Das sind die beiden Hauptpunkte. Wobei die Kunden, die sich auditiert haben lassen, sind vielleicht fünf Prozent unserer ganzen Kunden.“
Warum lassen sich nur 5 Prozent der Absender zum Bekannten Versender akkreditieren? Weil das bedeutet, so Herr Fischer, dass die Kunden „ein Luftsicherheitsprogramm erstellen“ müssen „und die Auditierung vom Luftfahrtbundesamt sehr teuer“ ist: sie ist mit baulichen Veränderungen verbunden, es müssen Kameras installiert werden und z.B. Zäune um das Gebäude angebracht werden. „Das ist für viele Kunden zu teuer. Also lassen sie sich nicht auditieren, sondern liefern unsicher hier am Flughafen an und sagen: Spediteur mach mal“, so Fischer.
Bleiben wir bei den ca. 95 Prozent der Luftfracht, die unsicher am Flughafen ankommt. Diese wird in München in den Lagerhallen des Luftfrachtterminals auf „ihre Sicherheit geprüft“. Die Standardprozedur sieht hier die Röntgenkontrolle vor. Im Zweifels- oder Verdachtsfall wird im Anschluss eine Sprengstoffspurendetektion oder eine manuelle Kontrolle der Luftfracht durchgeführt.
„[S]obald dann die Kollegen oben [in den Büros der Spedition] sagen, ok in acht Stunden geht der Flug, dann geben sie AWBs [Luftfrachtbriefe] und die Labels und so runter. Dann kommen die vom Lager her, pappen auf jedes Frachtstück noch das Label drauf und fahren des dann zum Beispiel zur Lufthansa rüber, was ja nur hier über die Straße ist. [...] [S]obald wir es da übergeben haben, sind wir eigentlich aus dem Schneider. Wenn denen dann noch einmal sowas passiert, dass es auf einmal wieder als unsicher zählt, den ihr Problem. Müssen die dann durch ihr eigenes X-Ray schieben. Hat aber jede Airline eigentlich und ähm ja genau, dann, so wie es dasteht, kann es eigentlich geflogen werden“, erklärt ein Mitarbeiter von LogFreight.4
Grundlegend in der „sicheren Lieferkette“ ist, dass diese nicht unterbrochen werden darf. Unterbrochen wird sie beispielsweise, wenn die Fracht unbeaufsichtigt „rumsteht“, wie Markus erklärt, oder Personen Zugang zur Luftfracht erhalten, die nicht als „zuverlässig“ eingeschätzt werden und somit eine „Sicherheitsgefährdung“ darstellen. (Hier mehr zu zugangsberechtigten und "unsicheren" Personen)
Im Land der Destination angekommen erfolgt die Entladung und Verzollung sowie die Lieferung an den/die Empfänger_in.
Libuše Vepřek
Literatur
1 https://www.lba.de/. (weiterlesen)
2 Ehrenthal, Joachim C.F. / Stölzle, Wolfgang / Jaronicki, Katharina (2011): Die Bedeutung von Luftfracht und Luftfrachtsicherheit für Volkswirtschaften, Bevölkerung und Wertschöpfungsketten. In: Giemulla, Elmar M. / Rothe, Bastian R. (Hg.): Handbuch Luftsicherheit. Berlin. 79-92, hier 82. (weiterlesen)
3 Die Namen der Interviewpartner_innen sowie der Spedition und des Dienstleistungsunternehmens wurden anonymisiert. (weiterlesen)
4 Der geschilderte Ablauf ist vereinfacht dargestellt und auf die im Projekt untersuchten Momente fokussiert. (weiterlesen)